Das Medizinstudium in den Niederlanden ist vor allem aufgrund der geringen Entfernung zu Deutschland sehr gefragt. Im Folgenden beantworten wir die häufigsten Fragen.
Das Medizinstudium ist in den Niederlanden anders aufgebaut als in Deutschland. Statt eines Staatsexamens erwerben Studierende zunächst einen Bachelor of Science (3 Jahre) und dann einen Master of Science (3 Jahre). Studienleistungen werden in ECTS-Punkten erbracht. Im Vergleich zum Studium in Deutschland ist das Studium in den Niederlanden allgemein verschulter und bietet weniger Wahlmöglichkeiten. Dafür weist es durchweg einen hohen Praxisbezug auf. Ein Quereinstieg nach Deutschland scheidet deswegen im Normalfall aus.
Das Medizinstudium (ndrl. „Geneeskunde“) in den Niederlanden wird hauptsächlich in der Landessprache angeboten. Dazu finden an den meisten Universitäten im Vorfeld vier- bis sechswöchige Intensivkurse an, die die Grundlagen der niederländischen Sprache vermitteln. Da sich das Niederländische und das Deutsche sehr ähneln, bestehen deutsche Muttersprachler den Test meist problemlos und können unmittelbar in das Studium starten. Ein Studium in englischer Sprache ist ausschließlich an zwei der acht Universitäten (in Groningen und in Maastricht) möglich. Hierfür benötigen Bewerber einen Nachweis ihrer Sprachkenntnisse (z.B. IELTS / TOEFL).
Das Zulassungsverfahren ist sehr komplex. An den niederländischen Universitäten gibt es ein mehrstufiges Aufnahmeverfahren, da die Anzahl der Bewerber immer höher ist als die Anzahl an verfügbaren Studienplätzen. Zwar gibt es in den Niederlanden keinen Numerus Clausus, daf
ür aber einen s.g. Numerus Fixus, der festlegt, wie viele Bewerber tatsächlich einen Studienplatz erhalten. Diese Zahl variiert jeweils hinsichtlich Universität und Studienjahr.
Alle Bewerber werden in Gruppen (A-E) eingeteilt und es gilt: je höher die Gruppe, desto besser. Während die höchste Gruppe ausschließlich von niederländischen Bewerber belegt wird, haben ausländische Bewerber mit guten Niederländischkenntnissen und sehr guten fachlichen Vorleistungen in den Naturwissenschaften die besten Chancen auf die Einstufung in eine höhere Gruppe.
Alle Universitäten verlangen eine bis zum Abitur durchgängige Belegung der naturwissenschaftlichen Fächer (Biologie, Chemie, Physik, Mathematik), welche im VWO obligatorisch ist. Sofern nicht alle diese Fächer bis zum Abitur belegt wurden, weist man einen Mangel auf, der nur durch offiziell anerkannte und bis Studienbeginn abzuschließende Kurse mit anschließenden Prüfungen behoben werden kann. An den meisten Universitäten wird zudem das NT2-II Diplom gefordert, welches Niederländischkenntnisse auf B2-Niveau nachweist, sowie in manchen Fällen ein Nachweis der Englischkenntnisse vermittels eines TOEFL/IELTS Tests. Jeder Bewerber ist selbst dafür verantwortlich, bis zum Bewerbungszeitpunkt die fachlichen und sprachlichen Voraussetzungen der jeweiligen Universität vollumfänglich zu erfüllen. Und selbst, wenn dies der Fall ist, hat man noch nicht automatisch einen Studienplatz, sondern ist lediglich dazu berechtigt, sich zu bewerben.
Ausgleichkurse in den naturwissenschaftlichen Fächern können an verschiedenen Instituten, teilweise auch an den Universitäten selbst, belegt werden. Die einheitlichen VWO-Zertifikate werden in Form von Prüfungen an der Centrale Commissies Voortentamen (CCVX) erworben. Die Prüfungen an der CCVX kosten je 91 € und können ausschließlich in Utrecht wahrgenommen werden. Alternativ können Zertifikate am Boswell-Bèta Institut erworben werden, welches auch Kurse in allen Mangelfächern anbietet – die Prüfungen des Institutes sind jedoch nicht an jeder Universität anerkannt, wie die der CCVX. Die Kurse am Boswell-Bèta Institut werden meist in Vollzeit absolviert und liegen preislich zwischen 1.245 € und 1.695 €. Da die Kurse sehr zeitintensiv sind (Schätzung 200-300h pro Fach), wird sowohl von den Instituten als auch von Seiten der Universitäten empfohlen, nicht an mehreren Kursen gleichzeitig teilzunehmen. Die Kurse und Prüfungen finden i.d.R. auf Niederländisch statt – diejenigen, die auf Englisch stattfinden, sind meist an den Universitäten nicht anerkannt.
Niederländischkurse kann man sowohl im In- als auch im Ausland, online oder in Präsenz belegen – wichtig ist dabei nur, dass am Ende das einheitliche und überall anerkannte NT2-II Diplom absolviert wird. Beispielsweise bietet das Institute for Dutch Language Education ein breites Kursprogramm an Intensiv- und Extensivkursen, in den Formaten von Präsenz über Blended bis hin zu Online, das preislich von 670 € bis 1.850 € reicht. Das NT2-II befähigt Testabsolvent:innen sprachlich zum universitären Studium. Das ist wichtig, da das Medizinstudium in den Niederlanden an fast allen Universitäten ausschließlich in der Landessprache angeboten wird. (Dennoch sollten Sprachkenntnisse des Englischen ebenfalls sehr gut sein, denn die Fachliteratur ist häufig nur in englischer Sprache verfügbar.) Die Prüfung gliedert sich in vier Teile (Lesen, Hören, Sprechen, Schreiben) und kostet pro Kompetenz 50 €, insgesamt also 200 €. Prüfungen finden achtmal im Jahr an verschiedenen Orten statt (u.a. Amsterdam, Eindhoven, Utrecht, Rotterdam) und können ausschließlich vor Ort wahrgenommen werden. Registrieren kann man sich hier. Weitere Informationen gibt es hier.
Sowohl die Studienkosten, die von den niederländischen Universitäten erhoben werden, als auch die Lebenshaltungskosten sind höher als die solchen in Deutschland. Die jährliche Studiengebühr lag im Studienjahr 2020/21 bei 2.143€. Es zeigt sich über die Studienjahre hinweg eine Steigerungsrate der Gebühr, die etwa zwei bis drei Prozent beträgt.
Die Bewerbung für das Medizinstudium in den Niederlanden erfolgt nicht direkt bei den Universitäten, sondern bei der zentralen Vergabestelle für Hochschulzulassung: Studielink. Die Bewerbungsfrist für den Studiengang Medizin ist immer der 15. Januar; das akademische Jahr beginnt am 01. September und endet am 31. August.
In den Niederlanden darf man sich nicht beliebig oft um einen Medizinstudienplatz bewerben. Wie häufig eine Bewerbung möglich ist, wird jeweils universitätsintern entschieden.
Ein Medizinstudium ist an den folgenden acht niederländischen Universitäten möglich. Jede Universität hat eigene Zulassungsvoraussetzungen. Im Folgenden haben wir diese in einer tabellarischen Übersicht zusammengefasst. Dennoch wird auf den Seiten aller Universitäten darauf hingewiesen, dass im Falle der Nichterfüllung der Voraussetzungen eine zeitnahe Kontaktaufnahme mit der zuständigen Stelle erwünscht ist.
Der Studienabschluss eiens Medizinstudiums aus den Niederlanden wird entsprechend der EU-Berufsanerkennungsrichtlinie in Deutschland anerkannt. Es ist insoweit nicht erheblich, dass es ein Bachelor- und ein Master- und kein Staatsexamensstudiengang in den Niederlanden ist. Ein Studienwechsel nach Deutschland (s.g. Quereinstieg Medizin) gestaltet sich dagegen eher schwierig und ist in der Praxis schwer umsetzbar. Das liegt vor allem an dem unterschiedlichen Aufbau der Studiengänge in beiden Ländern. Selbst mit einem Anerkennungsbescheid aus Deutschland scheitert es ferner oftmals an fehlender Kapazität an den deutschen Hochschulen. Es bietet sich daher an, von vornherein das Studium in Gänze im Ausland zu absolvieren. Durch die Unterteilung in ein Bachelor- und ein Masterstudium sollte eine steuerliche Absetzbarkeit des Masterstudiums geprüft werden.
StudiMed bietet das Medizinstudium in den Niederlanden nicht an, sodass dieser Artikel nur oberflächlich informiert und keinen Anspruch auf Richtigkeit und Vollständigkeit hat. Gleichwohl wurde er nach bestem Wissen und Gewissen erstellt und ist auf dem Stand von April 2022. Wer sich für das Medizinstudium in Holland interessiert, sollte sich ausführlich über die dortigen Universitäten selbst informieren. Die Niederlande ist ein tolles Studienland mit sehr guten Studienbedingungen, der Erhalt eines Studienplatzes ist allerdings wie dargestellt sehr schwierig. Für Kunden, die trotzdem ihr Glück versuchen, bietet StudiMed die optional abschließbare Rücktrits-Option an, die bei einer Zulassung in den Niederlanden unser Erfolgshonorar entfallen lässt. Über StudiMed lässt sich daher gut ein Plan B umsetzen.