Medizinstudium in Großbritannien
England, Schottland, Wales und Nordirland. StudiMed vermittelt keine Studienplätze nach Großbritannien, allerdings haben wir im Folgenden die wichtigsten Infos zum Medizinstudium in Großbritannien zusammengetragen.
Wie ist das britische Hochschulsystem strukturiert?
Viele Hochschulen Großbritanniens haben eine lange Historie und Tradition. Die Universities sind sehr renommiert und belegen regelmäßig die höchsten Plätze in internationalen Hochschulrankings. Jährlich beginnen hier über 400.000 Studierende aus der ganzen Welt ihr Studium. Der Großteil aller britischen Hochschulen ist staatlich geführt; private Universitäten sind eher die Ausnahme.
Zusätzlich zu den Universities gibt es in Großbritannien die sogenannten Higher Education Colleges. Diese bieten Studiengänge mit besonders starkem Praxisbezug an und sind daher meist auf eine bestimmte Fachrichtung spezialisiert. In der Regel verleihen sie selbst keine akademischen Grade, sondern tun dies über Partneruniversitäten.
Das britische Bildungssystem im Allgemeinen sowie das Hochschulsystem im Speziellen ist insbesondere gekennzeichnet durch kleine Lerngruppengrößen und ein intensives Tutoring-Konzept. Teilweise sind an britischen Universitäten doppelt so viele Lehrkräfte beschäftigt wie an vergleichbar großen Universitäten in Deutschland. Häufig haben Studierende einen individuellen Tutor, der sie über das Studienjahr hinweg begleitet und den Lehrstoff mit aufbereitet und vertieft.
Insgesamt ist das britische Hochschulstudium in allen Studiengängen sehr praxisbezogen. Das hat einerseits viele Vorteile – andererseits steht das System im Vergleich zu den solchen anderer Länder dafür in der Kritik, im theoretischen Bereich zu rudimentär auszubilden, sodass Absolventen der Hochschulen nicht über einen so umfassenden theoretischen Hintergrund verfügen wie beispielsweise deutsche Hochschulabsolventen.
Weitere Informationen dazu finden sich auf den Seiten des British Council, des DAAD und Universities UK.
Wie ist das Medizinstudium in Großbritannien aufgebaut?
Das Studienjahr in Großbritannien beginnt im Herbst (September) und endet im Sommer (Juni). Dabei wird das akademische Jahr zumeist in drei Trimester, in seltenen Fällen in zwei Semester unterteilt. Die sogenannten Terms dauern von September bis Dezember, von Januar bis März und von April bis Juni an.
Einige Universitäten bieten Graduierteneinstiegsprogramme an, in denen Absolventen eines oft naturwissenschaftlichen Fachs die Inhalte in einem verkürzten Zeitraum von vier Jahren vermittelt werden.
Die reguläre Studienzeit des grundständigen Studiums (Undergraduate Programme) in Medizin beträgt in der Regel sechs, in einigen Fällen auch fünf Jahre und endet mit dem Bachelor of Medicine and Surgery – bezeichnet als MBBS, MBChB, BMBS, oder MB BCh. Nach dem Studium folgt ein zweijähriges Foundation Programme. In diesem praktischen Teil der Ausbildung werden die erworbenen Kenntnisse vertieft und man findet sich in die Praxis in einem speziellen Fachgebiet ein. Darauf folgt dann die eigentliche Facharztweiterbildung. Das Studium kann optional durch ein Forschungsdoktorat (PhD) erweitert werden.
Weitere Informationen finden sich bei studying-in-uk.
Wie sind die Sprachvoraussetzungen?
Natürlicherweise findet der Unterricht an sämtlichen Hochschulen in Großbritannien in englischer Sprache statt. Da man vor Ort gemeinsam mit Muttersprachlern studiert, sollten die Sprachkenntnisse bereits vor Beginn des Studiums einen umfangreichen Wortschatz an Fachbegriffen sowie eine gute mündliche und schriftliche Ausdrucksfähigkeit umfassen, sodass sie eine mühelose Teilnahme an den Lehrveranstaltungen ermöglichen. Abgesehen davon ist eine profunde Kenntnis des Englischen mittlerweile weltweit für alle Mediziner sowie Fachkräfte im Gesundheitswesen – ganz unabhängig vom Wohn- und Arbeitsort – unabdingbar.
Für alle ausländischen Bewerber, die nicht aus einem Land kommen, in welchem Englisch offizielle Landessprache ist, gibt es strikte Sprachvoraussetzungen, an die die Zulassung an den Hochschulen gebunden ist. Dabei reichen gute Schulnoten oder auch die Belegung von Englisch als Leistungskurs oder als Abiturprüfungsfach nicht aus – es muss ein standardisierter Sprachtest absolviert werden, dessen Ergebnis mit der Bewerbung eingereicht wird. Überall anerkannt ist der IELTS-Test, die meisten Universitäten erkennen auch andere Tests, wie den TOEFL oder das Cambridge Certificate an; nicht akzeptiert wird u.a. der DAAD-Sprachtest. Anerkannte Tests sowie die für eine Zulassung erforderliche Mindestpunktzahl variieren je nach Hochschule und Studienfach – man sollte sich also jeweils direkt auf den Seiten der betreffenden Universität informieren.
Wie viel kostet das Medizinstudium im Vereinigten Königreich seit dem Brexit?
Besonders für ausländische Studierende hat Qualität hat ihren Preis: Die britische Hochschulausbildung gehört zu den teuersten weltweit. Und innerhalb aller Studiengänge gehören die medizinischen zu den langwierigsten und aufwändigsten, ergo ebenfalls teuersten im Vergleich. Im Studienverlauf können die Kosten zunehmen – einige Universitäten heben die Gebühren an, sobald die praktischen Klinik- und Laborteile des Studiums beginnen, da hier höhere Kosten in der Ausbildung entstehen. Die Masterstudiengänge sind dann nochmals mit höheren Kosten verbunden als die Bachelorstudiengänge.
Deutsche Studierende werden regulär nicht mehr als Home-Studierende, sondern als Internationals eingestuft. Ein bis Juni 2021 beantragter settled oder pre-settled-Status führt unter Umständen zu einer Bewertung als Home Student. Die genauen Bestimmungen sind hier nachzulesen.
Das hat starke Auswirkungen auf die Finanzierbarkeit des Studiums. Denn seit dem Brexit gibt es für Internationals nicht nur keine Ermäßigungen mehr, wie es bis dato der Fall war. Auch die bis dahin vorhandene Tuition-Obergrenze wurde für internationale Studierende abgeschafft. Die Studiengebühren belaufen sich teilweise auf horrende Summen: An der renommierten Cambridge University zahlen Home Students im Studienjahr 2025/26 £ 9.535, für internationale Studierende kostet das Medizinstudium jährlich ganze £ 70.554. Hinzu kommen sogenannte College Fees in Höhe von £ 20.000.
Bei privaten Medical Schools zahlen in- und ausländische Studierende dagegen oft gleich viel. Dabei belaufen sich die Kosten für ein akademisches Jahr normalerweise auf £20,000-£40,000.
Zusätzlich zu den reinen Studiengebühren fallen Wohn- und Lebenshaltungskosten an, die in Großbritannien ebenfalls um einiges höher sind als in Deutschland. Mietpreise für ein kleines Apartment im Studentenwohnheim oder ein WG-Zimmer liegen durchschnittlich bei £ 200 – £ 300 wöchentlich – dies ist i.d.R. die günstigste Wohnmöglichkeit. Für die Lebenshaltungskosten insgesamt werden durchschnittlich £ 15.000 pro Jahr gerechnet; in Großstädten wie London mehr.
Weitere Informationen zu den Kosten eines Studiums in Großbritannien finden sich hier, hier sowie auf den Seiten des UK Government. Um die exakten Kosten an einer Universität herauszufinden, sollte man sich jedoch direkt auf der entsprechenden Website informieren.
Wie sind die Zulassungsvoraussetzungen zum Medizinstudium im Vereinigten Königreich?
Da Medizinstudienplätze in Großbritannien beliebt sind und es immer mehr Bewerber als verfügbare Studienplätze gibt (es kommen ca. 10 Bewerber auf einen Studienplatz), ist das Auswahlverfahren an den Hochschulen sehr selektiv. Es werden nur so viele Studienplätze angeboten, wie verfügbare Ausbildungsplätze in Krankenhäusern und Kliniken existieren; daher ist die Anzahl an zu vergebenden Plätzen stark begrenzt.
Insgesamt ist der Weg an eine britische Universität besonders seit dem Brexit für deutsche Bewerber sehr schwer geworden. Da die Universitäten aufgrund der weggefallenen Obergrenze gezielt mehr zahlende internationale Studierende annehmen könnten, gibt es Begrenzungen, die den Universitäten auferlegt werden. Das Office for Students (OfS) setzt dabei die Obergrenzen für Medizinstudienplätze, für die die Universitäten staatliche Mittel erhalten. Werden mehr internationale Studierende aufgenommen, wird die Finanzierung in den Folgejahren gekürzt. In der Regel sind nur bis zu 7,5 Prozent für internationale Bewerber verfügbar. Einige Universitäten nehmen aus bürokratischen Gründen überhaupt keine Bewerber mehr auf. Entsprechend hat sich der Konkurrenzdruck um die wenigen verfügbaren Plätze massiv verschärft – an manchen Universitäten kommen auf einen freien Platz 40-50 Bewerber.
Wer sich tatsächlich um einen Studienplatz bewirbt, muss sich auf ein umfangreiches und herausforderndes Verfahren sowie hohe Studiengebühren einstellen.
Zahnmedizinstudium in Großbritannien
In Großbritannien kann man neben Humanmedizin auch Zahnmedizin und Tiermedizin studieren. Die Studiengänge weichen im Aufbau, der Organisation und der Studiendauer geringfügig vom Humanmedizinstudium ab. Das Zahnmedizinstudium dauert i.d.R. 5 Jahre und wird mit einem zusätzlichen praktischen Jahr abgeschlossen. Das Studium kann einmal im Jahr aufgenommen werden und beginnt im September. Weitere Informationen zum Zahnmedizinstudium in Großbritannien finden sich hier.
Tiermedizinstudium in Großbritannien
Das Tiermedizinstudium dauert i.d.R. 5 Jahre und wird mit einem zusätzlichen praktischen Jahr abgeschlossen. Die Bachelor-Master-Struktur ist in diesem Studiengang noch nicht eingeführt worden, Studienleistungen werden dennoch in Credit Points angerechnet. Das Studium kann einmal im Jahr aufgenommen werden und beginnt im September. Weitere Informationen zum Tiermedizinstudium in Großbritannien finden sich hier.
Wie erfolgt die Bewerbung zum Medizinstudium in Großbritannien?
Die Vergabe von Studienplätzen in Großbritannien ist nicht zentral organisiert, sondern die Hochschulen treffen die Entscheidung über Zulassung oder Ablehnung eines Bewerbers jeweils selbst. Das Verfahren sieht für internationale wie britische Studierende größtenteils gleich aus.
Die Bewerbung erfolgt dennoch nicht direkt bei den Universitäten (außer die solche für Master- und PhD-Studiengänge), sondern zentral über die Online-Datenbank UCAS (Universities and Colleges Admissions Service). Dort kann man sich maximal bei vier medizinischen Hochschulen bewerben, die Bewerbungsanzahl pro Jahr ist also limitiert. Auf den Seiten von UCAS finden sich zudem diverse Informationen zum Studienangebot im under- sowie postgraduate-Bereich, zum Bewerbungsverfahren, zur Studienfinanzierung usw.
Die Bewerbungsfristen variieren je nach Universität und Studienfach – meist liegen sie in den medizinischen Studiengängen bereits auf dem 15. Oktober des Vorjahres, also fast ein Jahr vor Studienbeginn. Somit sollte man die Bewerbung frühzeitig planen, um keine Fristen zu verpassen.
Häufig ist die Studienbewerbung in Großbritannien insgesamt persönlicher gestaltet als die in Deutschland – das heißt allerdings auch mehr Aufwand: So ist es erforderlich, neben einem umfangreichen Lebenslauf Motivation und Ziele des Vorhabens in der Studienbewerbung darzulegen und zu begründen, sowie zwei Referenzen für Empfehlungsschreiben bzw. Gutachten vorzuweisen. Zugleich legen die Universitäten Wert auf Praxiserfahrung, die bereits vor Studienbeginn gesammelt wurde, sowie auf theoretisches Vorwissen im naturwissenschaftlichen Bereich – in jedem Fall sollte man also bereits einiges an Vorkenntnissen und -erfahrungen vorweisen können. Bei den meisten Universitäten gehört auch die Teilnahme an einem Aufnahmetest, meistens dem UCAT, zum Bewerbungsverfahren. Auch der GAMSAT wird von einigen Universitäten angewandt – der BMAT wird seit 2024 nicht mehr angeboten. Über die Vorgabe einer bestimmten Mindestpunktzahl soll der Test über die Qualifikation der Bewerber Auskunft geben. Dabei ist zu beachten, dass aufgrund der starken Limitierung der Plätze für internationale Bewerber oft höhere Punktzahlen gefordert werden, wenngleich sie als nicht native-speaker bereits vor einer zusätzlichen Herausforderung stehen.
Außerdem kann es weitere generelle sowie zusätzliche fachspezifische Zulassungsvoraussetzungen geben, die je nach Hochschule und Fachrichtung unterschiedlich ausfallen können. Da die britischen Universitäten autonom die Entscheidung treffen, legen sie in Abhängigkeit zu der Bewerberzahl und den verfügbaren Studienplätzen jeweils ihr individuelles Zulassungsverfahren mit Kriterien wie erforderlichen Notendurchschnitten oder Abiturprüfungsfächern selbst fest. Oft wird für das Abitur die Wahl bestimmter Leistungskurse mit entsprechenden Noten gefordert. Aufgrund der stets sehr hohen Bewerberzahlen gibt es in aller Regel auch einen Numerus Clausus (welcher je nach Hochschule variiert).
Wie bei den Sprachvoraussetzungen gilt also auch hier: Um die Chancen einer Bewerbung einschätzen zu können, ist es ratsam, sich direkt auf den Seiten der Wunschuniversität zu informieren.
In einer weiteren Auswahlrunde finden meist Interviews statt, in denen Fragen zu Vorkenntnissen, allgemeinen Kommunikationsfähigkeiten sowie der persönlichen Motivation gestellt werden.
Weitere allgemeine Informationen zu den Zulassungsvoraussetzungen und Auswahlverfahren finden sich hier, hier und hier.
Was hat sich seit dem Brexit noch geändert?
Der Brexit hat politisch, gesellschaftlich und wirtschaftlich für viele Veränderungen gesorgt – so auch im Bereich von Bildung und Ausbildung.
So gilt seit dem 01.01.2021 für internationale (also auch: EU-) Studierende, dass sie zum Studium in Großbritannien ein Visum beantragen müssen. Der Visumsantrag kann spätestens sechs Monate vor Studienbeginn eingereicht werden und zur Beantragung müssen bereits die Zulassung an der Universität vorliegen und die Studiengebühren bezahlt sein. Die Application Fee beträgt £ 348. Neben dem starken Anstieg der Studiengebühren für internationale Studierende kommt die Tatsache, dass eine Förderung über Auslands-BAföG seit dem Brexit nicht mehr möglich ist, erschwerend hinzu. Ferner sind internationale Studierende seit dem Brexit dazu verpflichtet, in das britische Gesundheitssystem überzugehen, wofür die Immigration Health Surcharge jährlich £ 470 beträgt.
Weitere Informationen rund um das Studieren in Großbritannien seit dem Brexit finden sich hier, hier und hier.
Wird das Medizinstudium aus Großbritannien in Deutschland anerkannt?
Bei der Anerkennung ist zwischen der Anerkennung von Studienleistungen, sowie der Anerkennung des Abschlusses zu unterscheiden. Die Anerkennung der Studienleistungen bei einem beabsichtigten Quereinstieg von Deutschland nach Großbritannien oder umgekehrt dürfte aufgrund der beidseitigen Ratifizierung der Lissabon-Konvention weniger problematisch sein als die Anerkennung des Studienabschlusses. Da Großbritannien nach dem Brexit kein EU-Mitglied mehr ist, gilt die EU-Berufsanerkennungsrichtlinie dort nicht mehr. Der Abschluss gilt gemeinhin als Drittlandabschluss. Der Erhalt der Approbation in Deutschland ist somit kein Selbstläufer mehr, stattdessen finden die Regelungen für die Anerkennung von Drittstaatenqualifikationen Anwendung. Wir haben in diesem Artikel das Verfahren zur Beantragung der Approbation bei einem Studienabschluss in einem Drittland erklärt.
Wo kann ich in Großbritannien Medizin studieren?
Es gibt in Großbritannien an die 300 Hochschulen, die meisten davon in England, welche teilweise eine lange und traditionsreiche Historie haben und zu den renommiertesten weltweit gehören. In England wird das Medizinstudium an 28 Universitäten angeboten, in Schottland kann man das Studium an vier und in Wales an zwei Universitäten absolvieren.
Weitere Informationen finden sich beim DAAD, eine Karte aller Studienstandorte der medizinischen Studiengänge findet sich hier. Die Seite studieren-in-england.de listet alle Universitäten auf, an denen Humanmedizin, Zahnmedizin und Tiermedizin studiert werden kann.
Unter anderem ist das Studium an den folgenden Universitäten möglich:
| Zahnmedizin |
| · University of Birmingham (School of Dentistry)
· Cardiff University (School of Dentistry) · University of Dundee (School of Dentistry) |
| Tiermedizin |
| · University of Edinburgh (College of Veterinary Medicine)
· University of London (Royal Veterinary College) · University of Bristol (Bristol Veterinary School) |




