Regelstudiengang vs Modellstudiengang Medizin

Regelstudiengang Medizin

Immer wieder hört man die Begriffe „Modellstudiengang“ und „Regelstudiengang“. Hier erklären wir Ihnen die Unterschiede von Regelstudiengang und Modellstudiengang in

Wie ist der Studienaufbau im Regelstudiengang?

Der Regelstudiengang ist der Klassiker im Medizinstudium. Der Regelstudiengang wird schon seit DDR-Zeiten so in Deutschland unterrichtet. Oftmals kann man sich den Stundenplan im Regelstudiengang selbst zusammenstellen, hat somit zwar erhöhte Flexibilität, schafft es aber oftmals eben auch nicht in 6 Studienjahren. Häufig muss man sich auch für bestimmte Kurse immer sehr fix anmelden, da sonst die entsprechenden Kapazitäten erschöpft sind (beispielsweise Laborpraktika oder Sezierkurs). Charakteristisch für den Regelstudiengang ist die Trennung zwischen Vorklinik und Klinik.

Definition: Als Modellstudiengänge bezeichnet man im Studium der Humanmedizin Varianten des klassischen Regelstudienganges  in Deutschland, die auf Basis einer bis auf weiteres zeitlich befristeten, landesrechtlichen Sondergenehmigung als Abweichung von §41 der Approbationsordnung angeboten werden dürfen.

Es gibt zwei Jahre Vorklinik, ein Jahr semi Vorklinik/Klinik, zwei Jahre medizinische Grundlagenfächer und ein Jahr praktisches Jahr (PJ). Die beiden Abschnitte werden mit einer riesigen Prüfungswelle getrennt („Physikum“, oder auch „erster Abschnitt der ärztlichen Prüfung“). Es werden an zwei Tagen in jeweils einer Klausur insgesamt 320 Fragen aus den Fächern Biochemie, Chemie, Physiologie, Physik, Anatomie, Biologie, Psychologie und Soziologie abgefragt. Und weil das noch nicht anstrengend genug ist, folgt dann noch eine mündliche Prüfung in Anatomie, Biologie und Physiologie.

Im klinischen Teil gibt es die Famulaturen. Neben den Vorlesungen und Kursen müssen diese zusätzlich absolviert werden. Das sind quasi Praktika in Arztpraxen oder Kliniken. Insgesamt müssen 4 Monate Famulatur geleistet werden, wobei 1 Monat in einer Praxis und 2 Monate im Krankenhaus Pflicht sind. Der übrige Monat kann dann entweder in der Praxis oder im Krankenhaus abgeleistet werden.

Nach dem 10. Semester findet der Zweite Abschnitt der Ärztlichen Prüfung statt, umgangssprachlich auch gerne das „Hammerexamen“ genannt.Hier gibt es nur eine schriftliche Prüfung, die über 3 Tage läuft und bei der insgesamt 320 Fragen beantwortet werden müssen.

Gründe für die Einführung

Bereits gegen Ende der 90er geriet der Regelstudiengang vielerorts in Kritik, da die Strukturen veraltet und die Inhalte des Studiums zu wenig praxisorientiert seien. Insbesondere die strikte Trennung von vorklinischen und klinischen Studienabschnitt wurde von vielen Fakultäten als nicht mehr zeitgemäß empfunden, zumal hierbei die Studierenden erst frühestens nach dem 4. Fachsemester Kontakt mit Patienten bekommen, wenn man vom vorgeschriebenen Krankenpflegepraktikum absieht. Eine kritische Überprüfung des eigenen Studienwunsches ist hierbei erst zu spät möglich, zumal viele Studierende resigniert abgebrochen haben, weil ihnen das Studium anfangs zu theoretisch ist. Die in Deutschland angebotenen Modellstudiengänge heben die Trennung von Vorklinik und Klinik  zu einem großen Teil auf. Studenten in Modellstudiengängen kommen frühzeitig in Kontakt mit Patienten. Ferner wurde als großer Unterschied Regel- und Modellstudiengang im Rahmen dieser Umgestaltung auch die  Trennung der strukturellen Inhalte aufgehoben, die Lehre erfolgt nun in Lernblöcken oder thematischen Modulen, die wichtige Organe bzw. Organsystem multidisziplinär zusammenfassen, jeweils physiologisch, anatomisch, pathologisch und therapeutisch.

Wie ist der Studienaufbau im Modellstudiengang?

Der Modellstudiengang ist eine etwas „innovativere“ Form der Ausbildung. Erstmals hat die Charité diesen angeboten und bereits zur Jahrtausendwende damit begonnen. Es gibt kein einheitliches „Modell“ im Modellstudiengang, vielmehr unterscheidet es sich von Universität zu Universität. Das Studium im Modellstudiengang ist oftmals in drei Blöcke aufgeteilt, beispielhaft stellen wir hier kurz einmal Düsseldorf vor. Q1 umfasst die ersten drei Studienjahre (vom 1. bis 6. Semester), die in 10 Themenblöcken und 2 Studienblöcken aufgeteilt werden. In diesem Abschnitt wird das Wissen in Organsystemen unterteilt, sodass die Fächer aufeinander aufbauend durchgeführt werden. Module können z.B. “Atmung” oder “Interaktion von Genom, Stoffwechsel und Immunsystem als Krankheitsmodell” heißen.

Das Wissen wird in insgesamt 12 Themenblockklausuren abgefragt, deren Gesamtnote die Note des  schriftlichen Physikums darstellt. Ferner müssen in diesen drei Jahren 8 Wahlfächer absolviert werden, da diese als einer der Nachweise zur Zulassung zur Physikumsäquivalenzprüfung zählen. Ferner gibt es im Q1 bereits Praxisblöcke und den ersten Kontakt mit Patienten. Dies ist sicherlich der größte Unterschied zum Regelstudiengang: Mehr Praxisbezug. Abgeschlossen wird Q1 mit der Physikumsäquivalenzprüfung.

Die Qualifikationsstufe 2 (Q2) ist vom 7. bis zum 10. Semester. Hier wird der Wechsel von Studien- und Praxisblöcken im Stundenplan der einzelnen Semester vom 3. Studienjahr beibehalten. Am Ende der Qualifikationsstufe findet das Hammerexamen statt. Die dritte Qualifikationsstufe ist das Praktische Jahr. In diesem Abschnitt erhalten die Studenten praktische Ausbildung von insgesamt 48 Wochen, die in 3 Tertiäre á 16 Wochen gegliedert ist. Durhgeführt wird das PJ in Chirurgie und Innere Medizin sowie ein Wahlfach.

Am Ende der 3. Qualifikationsstufe steht der Dritte Abschnitt der ärztlichen Prüfung. Geprüft wird Innere Medizin, Chirurgie, ein Wahlfach, sowie ein zugelostes Fach. Die Prüfung findet an 2 Tagen statt und ist mündlich-praktisch ausgelegt.
Sie beinhaltet Patientenuntersuchungen und -vorstellungen sowie mündliche Prüfungen in der Gruppe.

Wo gibt es Regelstudiengänge in Deutschland?

Wo gibt es Modellstudiengänge in Deutschland?

Inwieweit betrifft mich das, wenn ich im Ausland studiere?

Ein Wechsel zwischen Modell -und Regelstudiengang ist kaum möglich, weder in Deutschland, noch vom Ausland nach Deutschland. Die Ausbildung im Modellstudiengang (wie beispielsweise in Litauen, oder in Nikosia) ist sicherlich praxisnäher und macht mehr Spaß, ein Wechsel ist allerdings auch hier schwer bis ausgeschlossen. Wer Wechselambitionen hat, sollte im Ausland einen Studiengang wählen, der vom Curriculum überwiegend bis komplett dem deutschen Regelstudiengang entspricht.