Wartesemester Medizin: So funktioniert’s

Wartesemester Medizin

Was sind Wartesemester?

Bis zum Urteil des Bundesverfassungsgerichts war Wartezeit eine von mehreren Möglichkeiten einen Studienplatz an einer staatlichen Hochschule in Deutschland zu erhalten. Dieser Artikel ist daher nicht mehr aktuell. Hochschulstart selbst definiert Wartezeit als „Zahl der Halbjahre, die seit dem Erwerb der Studienberechtigung verstrichen sind, abzüglich eventueller Parkstudienzeiten.“ Weiter wird die Parkstudienzeit definiert als „Semester, die Sie an einer deutschen Hochschule eingeschrieben waren. Als eingeschrieben gelten auch die Semester, zu denen Sie nur eingeschrieben waren, aber an den Lehrveranstaltungen nicht teilgenommen haben oder z. B. beurlaubt waren.“.

Wie lang ist die Wartezeit Medizin?

Die Anzahl der notwendigen Wartesemester ändert sich abhängig von Angebot und Nachfrage. Wir haben einmal die Werte seit 2010 herausgesucht und folgende Tabelle erstellt.

Semester Humanmedizin Zahnmedizin Tiermedizin
Sommersemester 2010 12 11 n.a.
Wintersemester 2010 12 10 12
Sommersemester 2011 13 11 n.a.
Wintersemester 2011 12 10 12
Sommersemester 2012 13 11 n.a.
Wintersemester 2012 12 11 11
Sommersemester 2013 13 11 n.a.
Wintersemester 2013 12 12 12
Sommersemester 2014 13 12 n.a.
Wintersemester 2014 12 12 11
Sommersemester 2015 13 11 n.a.
Wintersemester 2015 14 12 10
Sommersemester 2016 14 12 n.a.
Wintersemester 2016 14 12 10
Sommersemester 2017 15 12 n.a.
Wintersemester 2017 14 12 10
Sommersemester 2018 15 13 n.a.
Wintersemester 2018 14 12 10
Sommersemester 2019 15 13 n.a.

Im Klartext bedeutet das, dass Studenten, die im Sommersemester 2019 einen Platz über die Wartezeitquote erhalten, mindestens 7,5 Jahre gewartet haben. Unter den Bewerberbern mit der entsprechenden Wartezeit wird wiederum nach Abischnitt ausgewählt. Die Grenzwerte können über die entsprechenden Links in der linken Spalte abgerufen werden. Im Sommersemester 2019 brauchte man neben den 7,5 Jahren Wartezeit noch einen Abischnitt von 2,4. Wer einen schlechteren Abischnitt hat, muss länger warten oder andere Kriterien erfüllen (wie FSJ, Losglück o.ä.).

Was kann man sinnvoll in der Wartezeit tun?

In der Wartezeit kann man beispielsweise einen Bundesfreiwilligendienst machen, zur Bundeswehr gehen, eine oder mehrere Berufsausbildungen (z.B. Rettungssanitäter oder Krankenpfleger) machen. Denkbar wäre auch ein Vorsemester Medizin zu machen, sich mit Praktika und Nebenjobs durchzuschlagen oder ein Studium im Ausland zu beginnen. Anders als beim Studium an privaten Hochschulen in Deutschland zählt ein Auslandsstudium nicht als Wartezeit.

Wie viele Studienplätze werden über Wartezeit vergeben?

Hochschulstart vergibt 20% der vorhandenen Plätze nach Abiturschnitt, 60% nach dem Auswahlverfahren der Hochschulen (AdH) und 20% nach Wartezeitquote.

Wie berechnet man Wartezeit?

Ein Wartesemester entspricht immer einem kompletten Halbjahr. Die Wartezeit setzt sich aus allen Semestern zusammen, die zwischen dem Erwerb der Hochschulzugangsberechtigung und jenem Semester liegen, für das die Bewerbung abgegeben wird. Das Halbjahr, in dem die allgemeine Hochschulreife erlangt wurde, wird hingegen nicht angerechnet.

Lohnt sich Wartezeit finanziell?

Ein Auslandsstudium ist mit hohen Kosten verbunden. Wer diese Kosten des Medizinstudiums im Ausland aufbringen oder finanzieren kann, der sollte dies tun. Finanziell lohnt sich Wartezeit selten. Für ein Medizinstudium liegt die Wartezeit aktuell bei 15 Semestern, also bei 7,5 Jahren. Somit haben die 2019 zugelassenen Bewerber 7,5 Jahre auf ein Gehalt als Facharzt verzichtet. Dieser verdient jährlich etwa 80.000 – 90.000 €. Das ergibt in 7,5 Jahren eine Summe von insgesamt ca. 600.000 – 700.000 €. Vor der Rente ist das Einkommen eines Arztes oftmals noch höher. Wenn man für sechs Jahre Studiengebühren im Ausland einmal ~50.000€ rechnet kann man gut vergleichen. Ferner funktioniert’s nach der langen Wartezeit nicht mehr mit einem Anspruch auf Kindergeld und womöglich auch nicht mehr auf BAföG.

Gegen die Abschaffung der Wartezeit wurde inzwischen erfolglos geklagt.