Zahnmedizinstudium in Deutschland

Das Zahnmedizinstudium in Deutschland ist stark nachgefragt und zählt zu den anspruchsvollsten Studiengängen. Es bereitet die Studierenden auf eine verantwortungsvolle Tätigkeit im Bereich der Zahn- und Mundgesundheit vor. In diesem Leitfaden erhalten Sie alle wichtigen Informationen rund um die Voraussetzungen, den Aufbau und die beruflichen Perspektiven nach Abschluss des Zahnmedizinstudiums.
Voraussetzungen für das Zahnmedizinstudium in Deutschland
Um Zahnmedizin in Deutschland zu studieren, benötigen Sie in der Regel die allgemeine Hochschulreife (Abitur). Es gibt jedoch auch alternative Zugangswege zum Zahnmedizinstudium ohne Abitur, beispielsweise für beruflich Qualifizierte mit entsprechender Ausbildung und Berufserfahrung im Gesundheitswesen. Die Zulassung erfolgt über das zentrale Vergabeverfahren von Hochschulstart.
Numerus Clausus (NC) und das zentrale Vergabeverfahren
Aufgrund der hohen Bewerberzahlen wird der Zugang zum Zahnmedizinstudium in Deutschland durch den Numerus Clausus (NC) beschränkt. Die Stiftung für Hochschulzulassungorganisiert das zentrale Vergabeverfahren, das nach bestimmten Quoten funktioniert.
Die Abiturbestenquote
30 % der Studienplätze werden über die Abiturbestenquote vergeben. Hier konkurrieren Abiturienten desselben Bundeslandes um die Studienplätze, wobei das Abiturergebnis entscheidend ist.
Zusätzliche Eignungsquote (ZEQ)
10 % der Plätze werden über die Zusätzliche Eignungsquote (ZEQ) verteilt. Hierbei spielen schulnotenunabhängige Kriterien wie fachspezifische Tests oder berufliche Vorerfahrungen eine wichtige Rolle.
Auswahlverfahren der Hochschulen (AdH)
60 % der Studienplätze werden im Auswahlverfahren der Hochschulen (AdH) vergeben. Jede Hochschule legt individuelle Kriterien fest, bei denen unter anderem die Abiturnote, der TMS (Test für Medizinische Studiengänge) oder Interviews berücksichtigt werden.
Eignungstests und weitere Kriterien
Neben der Abiturnote können an vielen Hochschulen zusätzliche Kriterien den Ausschlag geben. Der TMS ist ein solcher Test, der auf freiwilliger Basis an vielen Universitäten angeboten wird. Auch berufliche Vorerfahrungen, etwa eine Ausbildung im zahnmedizinischen Bereich, können den Bewerbungsprozess positiv beeinflussen. Zudem gibt es Punkte für ehrenamtliche Tätigkeiten oder wissenschaftliche Auszeichnungen.
Auswahlgrenzen Zahnmedizinstudium zum Wintersemester 2023/2024
Die Auswahlgrenzen aus dem WS 2023/2024 können bei Hochschulstart eingesehen werden. Exemplarisch hier für die Universitäten in Leipzig und Dresden die Ergebnisse des Auswahlverfahrens.
1. Universität Leipzig
Man benötigte je nach Bundesland zwischen 778 Punkten (Schleswig-Holstein, entspricht einer Durchschnittsnote von 1,3) und 820 Punkten (Thüringen, entspricht einer Durchschnittsnote von 1,1), um in der Abiturbestenquote zugelassen zu werden.
Das letzte Zulassungsangebot im Auswahlverfahren der Hochschulen (AdH) wurde bei 51,3 Punkten gemacht. Die Punkteverteilung setzte sich folgendermaßen zusammen:
- Abiturleistung: Maximal 60 Punkte
- TMS: Maximal 30 Punkte
- Berufsausbildung oder anerkannter Dienst: Maximal 10 Punkte.
Das letzte Zulassungsangebot in der Zusätzliche Eignungsquote (ZEQ) wurde bei 61,5 Punkten gemacht. Die Punkteverteilung in der ZEQ war:
- Abiturleistung: Maximal 40 Punkte
- TMS: Maximal 10 Punkte
- Berufsausbildung: Maximal 50 Punkte.
2. Technische Universität Dresden
Man benötigte je nach Bundesland zwischen 773 Punkten (Schleswig-Holstein, entspricht einer Durchschnittsnote von 1,3) und 818 Punkten (Saarland, entspricht einer Durchschnittsnote von 1,1), um in der Abiturbestenquote zugelassen zu werden.
Das letzte Zulassungsangebot im AdH wurde bei 51,6 Punkten gemacht. Die Punkteverteilung im AdH setzte sich folgendermaßen zusammen:
- Abiturleistung: Maximal 60 Punkte
- TMS: Maximal 30 Punkte
- Berufsausbildung oder anerkannter Dienst: Maximal 10 Punkte.
Das letzte Zulassungsangebot in der ZEQ wurde bei 53,2 Punkten gemacht. Die Punkteverteilung in der ZEQ war:
- Abiturleistung: Maximal 40 Punkte
- TMS: Maximal 10 Punkte
- Berufsausbildung: Maximal 50 Punkte.
Aufbau des Zahnmedizinstudiums in Deutschland
Das Zahnmedizinstudium ist in zwei Hauptphasen unterteilt: Den vorklinischen und den klinischen Teil. Die Regelstudienzeit beträgt 10 Semester, also 5 Jahre, in der Praxis dauert es allerdings meist länger. Qualitativ ist das Zahnmedizinstudium in Deutschland oftmals deutlich schlechter als an ausländischen Universitäten, vor allem wegen fehlendem Patientenkontakt in einem so handwerklich gepräfgten Studium. Wo würden Sie mit Zahnschmerzen hingehen: In die Zahnklinik der Universität oder zu einem niedergelassenem Zahnarzt?! Im Ausland stellt sich diese Frage oftmals nicht und die Zahnklinik ist die erste Wahl.
Vorklinischer Teil (1. bis 5. Semester)
Im vorklinischen Teil liegt der Schwerpunkt auf naturwissenschaftlichen Grundlagen wie Biologie, Chemie und Physik. Die Studierenden lernen die Anatomie des Mund- und Kieferbereichs detailliert kennen. Ein weiterer wichtiger Bestandteil ist die Einführung in die Zahntechnik, die den Studierenden erste praktische Fähigkeiten vermittelt.
Praktische Ausbildung und erste klinische Erfahrungen
Neben theoretischen Fächern beginnt im vorklinischen Teil bereits die praktische Ausbildung. Studierende arbeiten an Modellen und üben zahntechnische Fertigkeiten, die für die spätere Arbeit am Patienten unerlässlich sind.
Klinischer Teil (6. bis 10. Semester)
Im klinischen Abschnitt stehen vor allem die zahnmedizinischen Fachdisziplinen im Fokus. Zu den wichtigsten Fächern zählen Prothetik, Kieferorthopädie und Parodontologie. Studierende erlernen in diesen Bereichen, wie man zahnärztliche Behandlungen durchführt, Zahnprothesen anfertigt und kieferorthopädische Apparaturen plant.
Praktische Ausbildung in zahnmedizinischen Behandlungsräumen
In dieser Phase haben die Studierenden direkten Patientenkontakt. Sie behandeln unter Anleitung erfahrener Zahnärzte echte Patienten und wenden das erlernte Wissen in der Praxis an. Dieser Teil des Studiums ist besonders wichtig, um die Behandlungsabläufe zu trainieren und die theoretischen Kenntnisse zu vertiefen.
Staatsprüfungen und Approbation
Der Weg bis zur Approbation ist durch mehrere Prüfungen gegliedert, die in unterschiedlichen Phasen des Studiums abgelegt werden müssen.
Erster Abschnitt der Zahnärztlichen Prüfung
Dieser erste Abschnitt erfolgt nach mindestens zwei Jahren Studium und ist eine mündliche Prüfung. Geprüft werden naturwissenschaftliche Fächer wie Physik, Chemie, Biologie, Biochemie sowie Anatomie, Physiologie und zahnmedizinische Propädeutik.
Zweiter Abschnitt der Zahnärztlichen Prüfung
Der zweite Abschnitt besteht aus praktischen und mündlichen Prüfungen und erfolgt nach einem weiteren Studienjahr. Hier werden die zahnmedizinischen Fächer wie Prothetik, Kieferorthopädie, Oralchirurgie und Zahnerhaltung geprüft. Die Prüfungen finden in standardisierten Ausbildungssituationen statt.
Dritter Abschnitt der Zahnärztlichen Prüfung
Der dritte und letzte Abschnitt besteht aus schriftlichen und mündlich-praktischen Prüfungen. Geprüft werden alle Fächer des zweiten Abschnitts sowie zusätzlich Zahn-, Mund- und Kieferkrankheiten und zahnärztliche Radiologie. Nach erfolgreichem Bestehen können die Absolventen die Approbation beantragen und ihre berufliche Laufbahn als Zahnärztin oder Zahnarzt beginnen.
Approbation
Nach erfolgreichem Abschluss des Studiums kann bei der im entsprechenden Bundesland zuständigen Approbationsbehörde die Approbation beantragt werden.
Spezialisierung und Weiterbildungsmöglichkeiten
Nach Abschluss des Zahnmedizinstudiums gibt es vielfältige Möglichkeiten der Spezialisierung. Es gibt eine Vielzahl von postgradualen Masterstudiengängen in der Zahnmedizin, besonders gefragt sind Weiterbildungen in Bereichen wie Kieferorthopädie, Oralchirurgie oder Parodontologie.
Fachzahnarztausbildung
Die Fachzahnarztausbildung ist für diejenigen, die sich auf bestimmte Bereiche der Zahnmedizin spezialisieren möchten. Diese Weiterbildung dauert in der Regel drei bis vier Jahre und findet in Kliniken oder spezialisierten Praxen statt.
Weitere akademische Wege: Promotion und wissenschaftliche Karriere
Wer sich wissenschaftlich weiterbilden möchte, kann nach dem Studium eine Promotion anstreben. Eine Promotion in der Zahnmedizin ist optional, wird aber häufig als Türöffner für eine akademische Laufbahn oder Positionen in der Forschung angesehen.
Möglichkeiten der internationalen Anerkennung
Die zahnmedizinische Ausbildung in Deutschland genießt auch international einen hohen Stellenwert. Viele Absolventen entscheiden sich, im Ausland zu arbeiten, wo die deutsche Approbation oft anerkannt wird. Völlig unproblematisch ist die Anerkennung innerhalb der Europäischen Union.
Berufliche Perspektiven und Karriere nach dem Zahnmedizinstudium
Die beruflichen Perspektiven nach dem Studium sind vielfältig. Viele Absolventen entscheiden sich für eine selbstständige Tätigkeit und gründen eine eigene Praxis.
Selbstständigkeit und Praxisgründung
Der Weg in die Selbstständigkeit ist für viele Zahnärzte ein attraktives Ziel. Der Schritt zur Gründung einer eigenen Praxis erfordert jedoch nicht nur medizinische, sondern auch betriebswirtschaftliche Kenntnisse.
Karriere in Kliniken und zahnmedizinischen Einrichtungen
Neben der Selbstständigkeit gibt es zahlreiche Möglichkeiten, in Kliniken, zahnmedizinischen Zentren oder in Forschungseinrichtungen tätig zu werden. Viele Zahnärzte arbeiten zunächst als angestellte Ärzte, bevor sie den Schritt in die Selbstständigkeit wagen.
Weiterbildungen und Spezialisierungen
Auch nach der Approbation gibt es zahlreiche Weiterbildungsmöglichkeiten, um sich auf neue Techniken und Behandlungsmethoden zu spezialisieren. Diese Weiterbildungen ermöglichen es Zahnärzten, ihr Fachwissen zu vertiefen und sich auf neue Entwicklungen im Bereich der Zahnmedizin vorzubereiten.
Statistiken und Trends im Zahnmedizinstudium
Zahl der Studierenden in der Zahnmedizin
Die Zahl der Studierenden im Bereich der Zahnmedizin ist in den letzten Jahren stetig gestiegen. Dies liegt unter anderem an der zunehmenden Nachfrage nach zahnmedizinischen Behandlungen und den attraktiven Karriereaussichten.
Erfolgsquoten und Studiendauer
Die Studiendauer im Zahnmedizinstudium beträgt regulär 10 Semester. Die Erfolgsquote der Studierenden, die das Studium innerhalb dieser Zeit abschließen, ist relativ hoch. Gleichwohl brauchen viele Studierende für ihr Studium länger als die vorgegebene Regelstudienzeit von fünf Jahren.
Frauenanteil im Zahnmedizinstudium
Der Frauenanteil im Zahnmedizinstudium ist in den letzten Jahren stark angestiegen und liegt mittlerweile bei über 60 %. Diese Entwicklung spiegelt sich auch in der steigenden Zahl der Praxisgründerinnen wider.
Finanzierung des Zahnmedizinstudiums
Studiengebühren an staatlichen und privaten Hochschulen
An staatlichen Hochschulen fallen keine Studiengebühren für das Zahnmedizinstudium an, an privaten Hochschulen hingegen müssen Studierende mit höheren Gebühren rechnen. Ein privates Zahnmedizinstudium gibt es aktuell allerdings ohnehin nur in Witten-Herdecke. Auch wenn an den staatlichen Universitäten keine Studiengebühren anfallen, müssen Studierende gleichwohl die Materialien selbst bezahlen, die sich im Laufe des Studiums schnell auf einen ordentlichen vierstelligen Betrag summieren.
Finanzierungsmöglichkeiten: BAföG, Stipendien, Kredite
Für die Finanzierung des Zahnmedizinstudiums gibt es verschiedene Möglichkeiten, darunter BAföG, sowie Stipendien und Studienkredite. Diese Optionen helfen, die Kosten für das Studium, Lebenshaltung und Materialien zu decken.
Herausforderungen und aktuelle Entwicklungen
Psychische und physische Belastungen im Zahnmedizinstudium
Das Zahnmedizinstudium erfordert ein hohes Maß an Konzentration, Feinmotorik und Belastbarkeit. Besonders die Anforderungen im praktischen Teil des Studiums stellen für viele Studierende eine Herausforderung dar.
Diskussion um den Numerus Clausus
Der Numerus Clausus im Zahnmedizinstudium bleibt ein kontroverses Thema. Viele sehen in ihm eine Hürde für qualifizierte Bewerber. Diskussionen um alternative Zulassungsverfahren sind daher immer wieder im Gespräch.
Änderungen aufgrund der neuen Zahnärztlichen Approbationsordnung
Die neue zahnärztliche Approbationsordnung (ZApprO), die seit dem Wintersemester 2021/2022 in Kraft ist, hat das Zahnmedizinstudium grundlegend reformiert. Die alte Aufteilung in einen vorklinischen und klinischen Abschnitt wurde abgeschafft. Stattdessen setzt die neue Struktur auf eine Verzahnung von theoretischem und klinischem Wissen von Anfang an. Das Studium umfasst mindestens 5.000 Stunden und beinhaltet neben einer Erste-Hilfe-Ausbildung und einem Krankenpflegedienst auch eine vierwöchige Famulatur. Die Prüfung erfolgt in drei Abschnitten, die theoretische und praktische Teile beinhalten.
Neu ist auch die stärkere Betonung auf evidenzbasierte Verfahren und die Vermittlung von Kompetenzen zur selbstständigen Ausübung der Zahnheilkunde. Studierende sollen bereits während des Studiums die Fähigkeit entwickeln, eigenverantwortlich zu arbeiten und fächerübergreifend zu denken. Diese Reform soll langfristig die Qualität der zahnmedizinischen Ausbildung verbessern und die Absolventen noch besser auf ihren Berufsalltag vorbereiten.